[Gestiefelt in Zara] Hört auf, Euch zu vergleichen!
Ich muss etwas ansprechen, das mich schon längere Zeit beschäftigt und einfach nicht mehr loslässt. Die Bloggerwelt ist ein Modezirkus. Darüber sind sich viele einig. Auch, dass diese Welt nur einige Überschneidungspunkte mit der echten hat. Bloggen, Instagrammen, Twittern ist immer ein Inszenieren. Sich selbst inszenieren. Und wer möchte sich denn nicht von seiner besten Seite darstellen?
Das kann mitunter Stress auslösen. Weil wir uns vergleichen, weil wir mithalten wollen, weil plötzlich aus allem ein Wettbewerb wird. Wer hat die meisten Follower? Wer die schönste Taschenkollektion? Wer mietet sie sich bloß und wer kauft sich unverschämt echt aussehende Dupes? I don’t know, hier geht doch der Spaß verloren!
Ich habe in meinem Leben ganz oft gehört, dass mein Kleiderschrank eher überschaubar ausfalle. Ganz oft habe ich das als Kritik genommen und mich beinahe schon geschämt dafür. Aber könnt Ihr Euch erinnern? Letztes Jahr habe ich es mir selbst zur Aufgabe gemacht, wenig zu kaufen, dafür auf faire Produktionsbedingungen der Artikel zu setzen. Ich war brav. Habe fair gekauft und weiterhin wenig. Es lebte sich trotzdem gut.
Jetzt hatte ich einen Einbruch. Aus dem einfachen Grund: Fair produzierte Dinge sind viel teurer. Ich und mein angeblich kleiner Kleiderschrank hatten also nicht so viel Auswahl wie ganz viele andere FreundInnen, StudienkollegInnen und Bekannte. Heißt, ich hatte öfter das Gleiche oder Ähnliches an als andere. Eigentlich hat mich das nie so recht gestört, denn fast alle Dinge in meinem Kleiderschrank haben eine besondere Geschichte und sind für mich heiß geliebte Herzensstücke.
Diesen Sommer wurde ich aber wieder mit Verwunderung über meinen „für eine Frau doch kleinen Kleiderschrank“ konfrontiert. Und plötzlich packte es mich, ich wollte aufstocken. Als Studentin ist das mit fairer Mode ein Ding der Unmöglichkeit, weshalb ich langsam, aber sicher begann, meine eigenen Grundsätze zu verwerfen. Es wäre doch nicht argumentierbar, all mein Erspartes bei Acne auszugeben. Also begannen die ersten heimlichen Besuche der Zara-Online-Seite. Dann immer öfter auch bei Mango. Und Asos. Bis sie in den letzten Wochen zu einer gewissen Regelmäßigkeit wurden.
In Bologna tat ich es dann, ich kaufte mir ein Kleid bei Mango. Mit ein bisschen schlechtem Gewissen. Aber auch Freude, denn so ein Stück fand man so leicht nicht bei Hess Natur oder anderen nachhaltigen Modeläden. Dann kam da noch die gelbe Metropolis, die zwar in Italien hergestellt wird, aber auch nicht Teil von Fair Fashion ist. Und jetzt, vor ein paar Tagen, haben sich zu dem Mango-Kleid und der Furla-Tasche noch Zara-Stiefel und ein Zara-Kleid gesellt. Ich war plötzlich wie im Rausch. Fand immer mehr und wollte gleich noch etwas kaufen, meine Herbstgarderobe immer weiter ausbauen.
Deshalb muss ich jetzt auf die Bremse treten. Hey! Vor einem Jahr noch hast Du all die Moderiesen mit ihren unfairen Arbeitsbedingungen und ihren teilweise giftigen Materialien verurteilt und einen großen Bogen um sie gemacht. Nicht mal die Kampagnen angesehen, um nicht in Versuchung zu kommen. Und jetzt? Haben sich eine Handvoll neuer Sachen in Deine absolut ausreichende Garderobe eingeschlichen. Wieso?
Weil ich mich verglichen hab. Mit Euch. Euch Bloggern, Euch Lesern, Euch Studienkollegen. Was macht es schon, wenn ich meine 10 schönen Outfits hab, die ich liebe, in denen ich mich wohlfühle und die so gut zu mir passen? Was macht es schon, wenn ich manchmal im Seminar eine Woche später wieder das gleiche trage? Wer wird darauf schon Acht geben? Niemand. Höchstens ich.
Ich hoffe, ich löse bei niemandem von Euch auch das Gefühl aus, mehr einkaufen zu müssen und zu wenig zu haben. Vergleicht Euch nicht. Für jeden zählen andere Dinge und was man hat, sagt niemals etwas darüber aus, wer man ist!
Super Artikel, danke fürs erinnern! Was sind denn noch nachhaltige Modelabel, Heiss Natur zB kenn ich nicht.
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Liebe Heidi!
So gerne, schau mal bei Hess Natur vorbei, die haben ganz ganz tolle Basics (und die Qualität ist genial!). Sonst liebe ich Acne (was aber nicht immer leistbar ist), Filippa K, Jones (haben auch einen Onlineshop!) und den Asos Green Room (da gibt es wirklich für jede Börse was).
Ganz lieben Gruß
Florentine
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So ein schöner Artikel. Und ich kann deine Gefühle so gut nachvollziehen. Ich freue mich schon auf The True Cost!
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Ich mich auch Barbara! Danke für Deinen Kommentar, Deine Meinung liegt mir so am Herzen.
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Ich kann dich so so so gut verstehen!
Ganz ehrlich: Seitdem ich mit dem Bloggen begonnen habe und vor allem: seitdem ich mich auf Instagram herumtreibe, habe ich immer mehr das Bedürfnis, mit neue, aktuelle Dinge zu kaufen. Es ist ein wirklich schon ein Kaufrausch oder fast eine Sucht.
Man möchte dazugehören und auch alle diese neuen Dinge haben. Fotos posten und Likes sammeln.
In diesem Sommer – und auch das war wahrscheinlich ein Grund dafür, dass auf meinem Blog gähnende Leere herrschte – ist mir das bewusst geworden. Mir ist aufgefallen, dass ich meine Prioritäten falsch gesetzt habe und womöglich in meinem Unterbewusstsein auch noch immer falsch setze.
Ich brauche nicht jede MAC Kollektion. Ich muss da nicht dazugehören. Ich muss nicht immer das Neueste von allem haben, denn alle diese Dinge beschaffen mir zwar Likes und kurzfristige gute Laune – auf die Dauer gesehen bringen sie mir aber nichts. Weniger als das sogar. Sie nehmen Platz weg, die Freude verfällt und irgendwann weiß man nicht mal mehr, dass man sie hat.
Genauso ist es auch mit der Mode.
Ich bin gerade dabei, von schlecht produzierter Kleidung wegzukommen. Ich werde meinen H&M-, Mango-, Zara- usw. Kleiderschrank noch weiter an und mit mir tragen, versuche aber, ihn nicht weiter zu füttern.
Irgendwann muss man dem Konsumrausch entkommen. Als Blogger und Instagrammer ist das schwer aber ich weiß, dass es machbar ist.
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Danke für Deinen Kommentar, Dina. Wirklich. Es tut gut, zu hören, dass man nicht alleine damit ist. Ich hab deswegen letztes Jahr zu bloggen aufgehört, weil mir diese Online-Welt (sei es auf Instagram, auf Blogs oder manchmal auch Facebook) einfach zu materialistisch ausgerichtet ist. Jetzt, diesen Sommer, hatte ich sehr viel Zeit und wollte wieder etwas Kreatives produzieren, weshalb ich zu schreiben begonnen habe. Dabei hab ich mir überlegt, was ich an anderen Blogs mag. Lese ich gerne Blogs, die mir dauernd das Gefühl geben, nicht so schön, nicht so reich und nicht so modern zu sein? Nö. Eher nicht. Will ich also selbst so einen Blog gestalten? Jedem Trend nachhetzen? Nö. Ganz bestimmt nicht! Es ist trotzdem nicht einfach, sich dauernd gegen diese Beeinflussung zur Wehr zu setzen, aber solange wir reflektieren und uns unserer selbst und unserer Absichten bewusst sind, glaube ich, sind wir am richtigen Weg! Eine ganz große Umarmung, Du Liebe!
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Oh mir gehts da ganz ähnlich wie dir. Habe relativ wenig Kleidung „für eine Frau“ – beziehungsweise ziehe ich einfach super gerne das selbe an. Trage zwar bei Gott keine Designer Kleidung (könnt ich mir bei einem Studenten Budget auch gar nicht leisten..), aber gebe einfach gut und gerne auch mal 100 Euro + für einen Pulli aus, anstatt mich zu ärgern, wenn ein billiger nach einmal waschen schon eingeht und Farben verliert.
Genauso bei Sportkleidung – ich trage gerne Marken, und spare lieber etwas länger für ein Nike Outfit, anstatt mir 10 verschiedene Teile von H&M zu kaufen.
Ab und an gibts schon auch mal billigere Sachen von Zara und co. Im Allgemeinen find ich es aber auch gut etwas länger auf etwas zu sparen, qualitativ hochwertige Jeans etc. zu kaufen, und dafür dann länger damit glücklich zu sein! 🙂
Liebe Grüße
Angie
http://www.hellopippa.com
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Oh, liebe Angie, vielen Dank für Deinen tollen Kommentar! Wir denken da ganz gleich, ich spar auch lieber ein wenig länger und hab die Sachen dafür um einiges länger, als dass ich andauernd Billiges kaufe, das gleich wieder kaputt geht. Ganz ganz lieben Gruß 🙂
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